The Gospel According To St. Matthew [UK Import]

Enrique Irazoqui, Alfonso Gatto, Giacomo Morante, Mario Socrate, Alessandro Tasca

DVD
Ausgabe vom 23. September 2002
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EAN/ISBN: 5023965340122
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The Gospel According To St. Matthew [UK Import] - Enrique Irazoqui, Alfonso Gatto, Giacomo Morante, Mario Socrate, Alessandro Tasca
Gleißendes, schattenloses Licht vermittelt eine Atmosphäre tödlicher Ausweglosigkeit. Der massive Einsatz von Gegenlicht lässt die Konturen verschwimmen und schafft eine scheinbare Transparenz. Die Landschaft ist karg, die Gesichter sind von Wind und Wetter gezeichnet, in ihnen spiegelt sich die Armut der Region wider. 1964 veröffentlichte der italienische Regisseur und Autor Pier Paolo Pasolini seinen Film Das erste Evangelium nach Matthäus, den er bezeichnenderweise Papst Johannes XXIII. widmete. Ein Jahr zuvor hatte Pasolini nach dem Start des Films La Ricotta wegen Beleidigung der Staatsreligion vor Gericht gesessen.
Pasolini, der Zeit seines Lebens wegen seiner Homosexualität und seinem Bekenntnis zum Marxismus zu den umstrittensten italienischen Regisseuren zählte, hat mit Das erste Evangelium nach Matthäus einen Meilenstein in der Geschichte des Bibelfilms geschaffen. Nichts war ihm heiliger als Authentizität. Er schuf einen kompromisslosen Realismus, der bis an die Grenze des Dokumentarfilms geht. Anstelle künstlich geschaffener biblischer Landschaften wählte Pasolini die kargen Gebirge Süditaliens als Drehort. Folgerichtig besetze er alle Figuren mit Laiendarstellern. Markante Gesichter waren ihm wichtiger als schauspielerisches Talent oder klangvolle Namen. Der spanische Student Enrique Irazoqui spielt Jesus, Pasolinis eigene Mutter Susanna übernahm die Rolle der alten Maria. Sein Jesus ist ein unermüdlicher Kämpfer gegen die Bourgeoisie und zugleich Opfer der Gesellschaft. Es ist die Andersartigkeit, die ihn ausschließt, die Erfahrung von Schmerz und Einsamkeit prägen sein Leben und sein Sterben.
Die extreme Einfachheit im Aufbau der Bilder, die Strenge der Einstellungen und gewollt holprige Schnittfolge passen sich den Motiven an. Die Kamera folgt der Figur, ist interessiert an den Gesichtern und am hautnahen Kontakt. Pasolinis Das erste Evangelium nach Matthäus ist weder ein missionarischer Bibelfilm noch ein opulentes Leinwandepos à la Zefirelli - es ist politisches Pamphlet und tragisches Drama zugleich. Genau das ist die Stärke des Films - auch heute noch. -Stefanie Hartl-Prauser