Yanqui U.X.O CD

Godspeed You! Black Emperor

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 29. November 2004
Verkaufsrang: 14391 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0066656100242
ASIN: B00006RJ1I (Amazon-Bestellnummer)
Yanqui U.X.O CD - Godspeed You! Black Emperor
Yanqui U.X.O.

Muss ein politisches Album tiefgründige Songtexte und Protestlieder haben? Muss es nicht! Godspeed You! Black Emperor sind eine Instrumental-Gruppe und doch durch und durch politisch. Das beginnt beim internen, auseinandersetzungsreichen Songwritingprozess und endet in einer Verweigerungshaltung gegenüber der Pop-Industrie. Jeder Fan weiß das und liebt die vielköpfigen Kanadier für ihre konsequente Haltung. Yanqui U.X.O. heißt ihr neuerliches Meisterwerk (schon wieder eines), und Album- und Songtitel plus Covergestaltung stecken voll mit offenen Anspielungen. Yanqui nennen die Mexikaner den Krieg von 1846-47 mit den USA. Es war der erste Krieg der Amerikaner, für die diese Auseinandersetzung schlicht "Mexican War" heißt, auf fremdem Boden. U.X.O. ist die Bezeichnung für "unexploded ordnance", also nicht explodierten Sprengstoff, meint aber auch Landminen oder Splitterbomben.
Das Elend, das hinter diesen drei Buchstaben steht muss wohl nicht weiter erläutert werden - eher vielleicht das zweiteilige, epische Eröffnungsstück "09-15-00". Zahlen nur, wie "9-11" (im Englischen kommt zuerst der Monat, dann der Tag) und doch von großer Tragweite. "09-15-00" erinnert an den Tag, an dem Ariel Sharon mit 1.000 Soldaten gen der heiligen islamischen Stätte Al-Haram Ash-Sharif zog und eine neue Intifada provozierte. Niemand soll dahinter eine antiisraelische Einstellung vermuten, es geht um Zusammenhänge und Wirkungen. Irgendwo haben Godspeed, die das "!" hinter das "You" verlegt haben, geschrieben: "GY!BE is complicit is guilty is resisting". Gefangene des Systems also, dem sie den Spiegel vor die Fratze halten und in dem sie zurechtkommen müssen.
Doch die neunköpfige Band aus Montreal brüllt ihren Ärger nicht heraus, sie verwandelt ihn in Töne. Von epischer Wucht unglaublicher Dynamik sind sie, wechseln zwischen Melancholie, Verzweiflung und (ohnmächtiger) Wut. Auf Implosionen folgen Explosionen, nach Ruhephasen der Aufbau gewaltiger Wall Of Sounds, die gleich wieder einstürzen. Mit Neuerungen gehen Godspeed dabei vorsichtig um. Diesmal fehlen die Tapeeinspielungen und Wortfetzen, dafür ist "Motherfucker = Redeemer" das bis dato rhythmischste Stück ihrer Geschichte. Produziert hat Genius Steve Albini (Nirvana, Big Black plus 1.000 andere Bands) ohne das Klangbild zu verändern, und es gibt nicht viele, die dieser Mann respektiert. -Sven Niechziol