Sprich mit ihr

Javier Cámara, Dario Grandinetti, Leonor Watling

DVD
Ausgabe vom 2003
Verkaufsrang: 8252 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0743219842992
ASIN: B00007MAUO (Amazon-Bestellnummer)
Sprich mit ihr - Javier Cámara, Dario Grandinetti, Leonor Watling
Pfleger Benigno und der ältere Schriftsteller Marco sitzen bei einer Tanz-Vorführung nebeneinander. Im Krankenhaus treffen sie sich wieder. Dort kümmert sich Benigno rührend um die schöne Balletttänzerin Alicia. Er widmet ihr nicht nur seine ganze Arbeitszeit, sondern auch seine gesamte Freizeit und Aufmerksamkeit. Denn Alicia tanzt nicht mehr. Sie liegt nach einem Autounfall im Koma. Auch Marco ist verliebt, in die stolze Stierkämpferin Lydia , die aber bei einem Kampf in der Arena so schwer verletzt wird, dass auch sie bewusstlos in die Klinik eingeliefert wird. Dort lernen sich die beiden Männer besser kennen, und über das gemeinsame Schicksal entwickelt sich zwischen ihnen langsam eine verständnisvolle, tiefe Freundschaft. Als Marco von einer längeren Auslandsreise zurückkehrt, findet er Benigno in Untersuchungshaft vor. Er erfährt, dass sein Freund in Verdacht steht, Alicia geschwängert zu haben ...

Sprich mit Ihr, das könnte der letztlich selbstverständliche Rat eines hilflosen Therapeuten sein, der auch nicht weiß, wie er eine vor dem Zerbrechen stehende Beziehung retten soll. Das Gespräch, die Kommunikation, als fundamentale Notwendigkeit, aber eben auch als größte Schwierigkeit im Zusammenleben von Männern und Frauen zu verstehen, das ist heute ein psychoanalytischer Allgemeinplatz, dessen Banalität sich der spanische Filmemacher Pedro Almodóvar vollends bewusst ist. Ihr setzt er sein Sprich mit Ihr entgegen, ein von einer übermächtigen Hoffnung erfülltes Bekenntnis zur Kraft des Glaubens, das mit jeder Form von Psychologie radikal bricht.
Der Krankenpfleger Benigno (Javier Cámera) und der Journalist Marco (Darío Grandinetti) begegnen sich zum ersten Mal bei einer Aufführung von Pina Bauschs Tanztheaterstück "Café Müller". Es ist ein kurzes, zufälliges Zusammentreffen, dessen schicksalhafte Bedeutung sich erst viel später offenbaren wird. Nach Monaten begegnen die beiden sich wieder, nun auf der Komastation eines Krankenhauses. Benigno betreut dort die junge Alicia (Leonor Watling), die er schon lange vor ihrem Unfall aus der Ferne geliebt hat, und Marco besucht die Stierkämpferin Lydia (Rosario Flores), mit der er erst seit einigen Wochen zusammen ist. Während der kindliche Pfleger nahezu unaufhörlich mit der bewusstlosen Alicia spricht und damit eine Liebe lebt, die sonst nie Wirklichkeit hätte werden können, ist der Journalist mit der Situation, die sich durch Lydias Unfall in der Arena ergeben hat, überfordert. Für ihn sind es die Gespräche mit Benigno, die eine wegweisende Funktion bekommen.
Die Zeit der hektischen und schrillen Filme, die sich wie auch ihre Figuren am Rand des Nervenzusammenbruchs bewegt haben, ist für Pedro Almodóvar nun schon seit längerem vorbei. Er hat sich zwar nicht ganz von seinen Wurzeln gelöst, sie geben auch seinem späteren Werk noch einen gewissen Halt, doch seine Filme sind merklich ruhiger geworden und erinnern nun eher an die klassischen Melodramen Hollywoods als an die wüsten Gesellschaftssatiren Bunuels. Wie schon bei Die Blume meines Geheimnisses wandelt er auch bei Sprich mit Ihr auf den Pfaden Douglas Sirks, des wohl einflussreichsten Melodramatikers der Kinogeschichte.
An Die wunderbare Macht, dessen unvergessliche Reflexion über Schuld und Liebe, Vergebung und Erlösung, erinnert Almodóvars Geschichte zweier Männer, die sich zu verlieren drohen in ihren romantischen Projektionen wie in den Netzen ihrer Vergangenheit. Wie Sirk scheut auch Almodóvar nicht vor den Exzessen und den Klischees des Genres zurück. Er treibt sie vielmehr auf ihre Spitze und stößt so zu einer tieferen Wahrheit vor. Was zunächst wie eine reine Konstruktion erscheint, wird schließlich in den - im wahrsten Sinne des Wortes - wundervollen letzten Minuten des Films als Plan einer wunderbaren Macht kenntlich, an deren Wirken wir im Leben viel zu selten glauben. -Sascha Westphal