Bruckner: Sinfonie Nr. 9

Nikolaus Harnoncourt, Wp

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 18. August 2003
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EAN/ISBN: 0828765433228
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Bruckner: Sinfonie Nr. 9 - Nikolaus Harnoncourt, Wp
Anton Bruckners Neunte und die Wiener Philharmoniker, das sind zwei alte Bekannte. Bereits unter Carl Schuricht und Carlo Maria Giulini sind Referenzaufnahmen entstanden. Doch jetzt steht Nikolaus Harnoncourt am Pult, um dieses schroffe, innerlich wie äußerlich zerrissene Werk zu dirigieren.
Zwei Jahre vor seinem Tod noch hatte sich der Komponist Anton Bruckner mit den Skizzen zum Finale abgequält. Als er 1896 starb, hinterließ er lediglich drei vollendete Sätze. Viele Bruckner-Deuter haben dieses Werk als Anrufung Gottes empfunden. Der stets nach Wahrhaftigkeit suchende Nikolaus Harnoncourt aber stellt im mitaufgezeichneten Gesprächskonzert (sehr gute Idee!) erst einmal die ziemlich nahe liegende Frage: "Warum hat man eigentlich 100 Jahre gedacht, es gäbe nichts von diesem 4. Satz?" und koppelt sie an die Aufforderung, diese "Bruchstücke", die mehr als solche sind, erst einmal kennen zu lernen. Doch irgendwann zwischen Takt 511 und 526 muss auch Harnoncourt (und nicht nur dort) zu der Erkenntnis kommen: "Danach fehlen 16 Takte; dazu ist nichts zu erklären; wir spielen einfach nicht." Stille.
Seit Harnoncourt hören wir die Musik anders. Und so ist es auch diesmal in Bruckners Neunter. Das gängige Bruckner-Klischee mit weitem Atem, feierlichen Melodien, die sich ins Ohr schmeicheln und pompösen Steigerungen, die sich in monumentalen Knalleffekten entladen, wird hier nicht bedient. Wer hätte das auch im Ernst von Harnoncourt erwartet? Alles scheint gegen den Strich gebürstet: Jede neue Phrase wird neu angesetzt, jeder Block der kathedralhaften Architektur der Symphonie isoliert. Wir hören Affektabfuhr statt Affektstauung und halten den Atem an, so aufregend klingt das! Und so weise und wahrhaftig! -Teresa Pieschacón Raphael