Morton'S Foot

Rabih Abou-Khalil

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 6. Oktober 2003
Verkaufsrang: 193447 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0063757946229
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Morton'S Foot - Rabih Abou-Khalil
Von der Hülle der CD kann man auch auf den Inhalt schließen. Ein opulentes, wie immer von Abou-Khalil selbst entworfenes Cover kombiniert arabische Kalligrafie mit postmoderner, etwas kitschiger Pop-Art. Das Booklet, ein farbiges Bilderbuch, das voll von detailversessener Ironie steckt, präsentiert nicht nur die Musiker, sondern auch den Koch bei den Aufnahmen sowie ein Plüschhuhn. Dieses "Maltese Chicken" hat Abou-Khalil irgendwann einmal als Leitmotiv geschaffen. Es hält für Songtitel her, wird auf der Bühne erwähnt, hat aber keine richtige Bedeutung.
Und so sind auch Titel wie "L'histoire d'un Parapluie" oder "Dr. Gieler's Wiener Schnitzel" in die Irre führende Humoresken. Trugbilder, die sich, wie Abou-Khalils Musik selbst, allen Deutungsversuchen entziehen. Auch für Morton's Foot könnte zwar gelten: Orient meets Jazz. Doch das Album wartet mit ganz ungewohnten Begegnungen von Instrumenten auf, welche weder typisch für Jazz noch für orientalische Musik sind: Akkordeon trifft auf Klarinette, Knickhalslaute auf Tuba, Klarinette auf Schlagzeug.
Rabih Abou-Khalil stellt in diesem Projekt zwei neue Musiker vor. Zum einen den sardischen Vokalkünstler Gavino Murgia, dessen sonorer Bass rhythmisch mit Michel Godards Tuba zusammen swingt. Zum anderen Luciano Biondini mit einem wunderbar wendigen Akkordeon. Gabriele Mirabassi an der Klarinette und Jarrod Cagwin am Schlagzeug gehören inzwischen zu Abou-Khalils Stammbesetzung. Damit kommen bis auf den Amerikaner Cagwin alle übrigen fünf Musiker aus dem Mittelmeerraum. Aber die vorzügliche Band, die immer wieder aufs Neue überrascht, ist kein Schmelztiegel, sondern Treffpunkt kreativer Geister, welche nicht zuletzt die Kunst und Kraft des Improvisierens lieben.
In der arabischen Musik, und somit auch bei Abou-Khalil, ist damit die Verzierung der Melodien gemeint. Hier erhält Improvisation die Gestalt eines gewaltigen Flächenornaments. Und so lässt sich auch Morton's Foot letztlich nicht beschreiben. Die Musik lässt Vorstellungen entstehen, die beim Zuhören lebendig werden. Vielleicht so etwas wie eine Fata Morgana des Jazz. Nix für Puristen mit Nickelbrille. -Roman Rhode