Russensoul

Various, Wladimir Kaminer

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 12. April 2004
Verkaufsrang: 6111 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4015698031829
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Russensoul - Various, Wladimir Kaminer
Russensoul. CD. AV Soulful grooves from RussenDisco, Berlin

Die Platte zur Party: Nach der ersten "Russendisko" in Berlin erscheint nun nach Russendisko Hits mit Russensoul die lang erwartete zweite CD-Compilation mit einer Auswahl dessen, womit die Kompilatoren, Herausgeber und DJs die schon jetzt legendären Abende gestalten. "Wenn Russland heute das weiße Afroamerika ist, dann tobt sich in dieser Musik die schwarze Sklavenseele aus", meint Bestsellerautor und Ko-Initiator Vladimir Kaminer, wie immer ein wenig kryptisch und schmunzelig.
Hier geht es nicht um Soulmusic als Genre; das, so Kaminers Ko-DJ Yury Gurzhy, gibt es in der ehemaligen Sowjetrepublik gar nicht. Es geht um Musik mit Seele, mit russischer Seele - und davon hat Mütterchen Russland mehr als genug. Wem nun gleich das Klischee vom ewig prassenden Russen aufgeht, der seine dritten Zähne über Nacht in selbst gebrannten Wodka einlegt, wird rhythmisch zwar auch bedient. Wer allerdings nicht ganz taub ist, wird sehr schnell mehr dahinter entdecken als nur das Skurrile und allzu Kuriose. Popmusik nämlich im besten Sinne, weitab der Formate und Formatierungen, mit Seele, Herz, Hirn, schwitzigen T-Shirts und nicht immer nur witzigen Inhalten.
Gleich der Opener von 5'Nizza beschäftigt sich mit dem Soldaten als "Ausgeburt des Krieges" mit dem "Blick eines bösen Kindes"; versönlich stimmt da allenfalls das schaukelnde, unplugged Reggae-Arrangement. Da sind die radikalen bellenden Ska-Punks Leningrad, ein Rock-Kosaken-Crossover, Latino-Pop wie Ricky Martin auf Benzedrin, die verrückt gewordenen Latin-Ska-Babuschka-Pop-Fusionierer Markscheider Kunst (gegenwärtig vermutlich eine der energetischsten Livebands), Avantgarde-Pop aus Estland, Folk und andere, während des Kommunismus' verbotene Spielarten wie die Red Elvises und das St. Petersburg Ska-Jazz Review, die ihr Genre im Namen tragen. Sehr zu empfehlen. -Rolf Jäger