Troja (Troy)

James Horner

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 17. Mai 2004
Verkaufsrang: 48460 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0093624879824
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Troja (Troy) - James Horner
TROJA TROY

Bombastisch klingt James Horners Score für dieses monumentale Kriegsepos nach Motiven von Homers Ilias. Wer das Schaffen des Komponisten kennt, der mit Titanic zu Weltruhm gelangte, dem werden während 75 Minuten 23 Sekunden allerdings die vielen Selbstzitate vor allem von Willow (1988) bis Beyond Borders (2003) auffallen. Grund: Der Angloamerikaner hatte zur Fertigstellung keine vier Wochen Zeit!
Die Geschichte des Scores zu Wolfgang Petersens Sandalen-Spektakel ist ebenso tragisch wie die Troja-Handlung selbst. Über ein Jahr lang arbeitete nämlich zuerst Gabriel Yared (Der englische Patient) an dem Soundtrack und schuf, wie auf seiner Homepage nachzuhören ist, mit einem 100-Mann-Orchester plus 25-köpfiger Bläsersektion und bulgarischem Chor ein exzellentes, auch vom Regisseur begeistert aufgenommenes Werk. Bei einer Testvorführung des Filmes jedoch gab es eine Kritik an der kunstvollen, osteuropäischen, teilweise historisch klingenden und etwas an The Lord Of The Rings sowie The 13th Warrior erinnernden Musik. Das war für die Studiobosse von Warner Grund genug, Yared von seinem Job fristlos zu entbinden, die bisherige Arbeit als "ungeeignet" abzulehnen und zur allgemeinen Überraschung - wie einst beim trojanischen (Holz-)Pferd - sofort James Horner aus dem Hut zu zaubern.
Dem dreimaligen Grammy-Gewinner blieb kein ganzer Monat, um die griechische Heldensage zu untermalen. Also tat Horner das, was am Naheliegendsten war: Er recycelte Zitate aus seinem 20-jährigen Schaffen und fügte sie neu zusammen. Dass dies unter enormem Zeitdruck geschah, ist dem Resultat anzuhören. Dem nicht genug: Weil Warner die Rechte an Yareds Troja-Opus besitzt, konnte Horner sogar die von seinem Kollegen gemachten Aufnahmen mit der mazedonischen Sängerin Tanja Tzarovska verwenden und in seine Produktion integrieren! Dabei begeht er allerdings den Fehler, dass er ihre raue Stimme bei dem poppig-balladesken Abspann-Track "Remember" dem eher weichen Organ des US-Vocalisten Josh Groban gegenüberstellt.
Es ist aber nicht alles negativ an Horners Leistung, die er in rekordverdächtiger Minimalzeit absolviert hat. "Troy" und "The Temple Of Poseidon" beispielsweise sind gelungene Fanfaren. "Achilles Leads The Myrmidons" gehört in die Kategorie "Kraftvoller Bombast". Und der Anfang von "The Trojans Attack" dürfte Liebhabern militaristischer Musik gefallen. Das sind denn auch die Höhepunkte eines ansonsten schwachen Scores. Der klingt aus mit dem bereits erwähnten "Remember", welches bei einem griechischen Geschichtsstoff völlig fehl am Platz ist, aber vermutlich aus Marketinggründen für das amerikanischen Kinopublikum dazugenommen worden ist.
Wer sich über Horners Schaffen einen besseren Eindruck verschaffen will, sollte lieber zu Braveheart, Im Namen der Rose oder dem Score zu Titanic greifen. Und, obgleich Yareds Troja-Soundtrack zum Kinostart nicht verfügbar ist, wird dieser doch - Qualität setzt sich schlussendlich durch - vermutlich irgendwann auf Tonträger erscheinen (müssen)! -Thomas Hammerl