Schlafes Bruder

André Eisermann, Dana Vávrová, Ben Becker

DVD
Ausgabe vom 4. Mai 2004
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EAN/ISBN: 4006680030760
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Schlafes Bruder - André Eisermann, Dana Vávrová, Ben Becker
Ende des 18. Jahrhunderts In die Verlassenheit und Tristesse des abgelegenen Alpendorfs Eschberg wird ein Kind hineingeboren. Johannes Elias Alder Andr Eisermann, ein Bastard, von den Eltern abgelehnt und von der inzestuösen Dorfgemeinde, allesamt dickköpfig und engstirnig, verachtet. Elias, das Kind mit den eigenartigen gelben Augen, wächst als Außenseiter auf und so bleibt seine göttliche Begabung, sein absolutes Gehör, unentdeckt. Er bringt sich selbst das Orgelspiel bei und vermag dem Instrument beinah überirdische Töne zu entlocken, die jeden Zuhörer bis ins Mark erschüttern. Als seine Fähigkeiten schließlich entdeckt werden, ist es bereits zu spät - Elias zerbricht am Verlust seines besten Freundes Peter Ben Becker, der ihn abgöttisch liebt, und der unerwiderten Liebe zu Elsbeth Dana Vvrov. Er beschließt, nicht mehr zu schlafen, bis der Tod Erlösung bringt...

Genies faszinierten die Menschen schon immer und wenn das Genie auch noch ein Außenseiter ist, bietet es hochwertigen Stoff für Romane. Das war so bei Patrick Süßkinds Das Parfüm, wo das olfaktorische Genie ein mörderisches Monster ist und auch bei Robert Schneiders von der Grundstimmung sehr ähnlichem Debütroman Schlafes Bruder, in dem das musikalische Genie in einer monströsen Umwelt zugrunde geht.
1995 verfilmte Joseph Vilsmaier den literarischen Sensationserfolg Schneiders und bestätigte seinen Ruf als Spezialist für modern umgesetzte Heimatthemen. Schon 1988 hatte er mit der Verfilmung des autobiographischen Bauernromans Herbstmilch von Anna Wimschneider auf sich aufmerksam gemacht. 1997 sorgte er dann mit Comedian Harmonists für den größten deutschen Kinohit des Jahres. Hier wirkte auch Ben Becker mit, der in Schlafes Bruder die zweite männliche Hauptrolle spielt. Zum Durchbruch wurde der Streifen für André Eisermann (Kaspar Hauser) als musikalisches Wunderkind Elias, das keine Noten lesen kann, es aber versteht, mit seinem Orgelspiel göttliche Gefühle herauf zu beschwören.
Die Geschichte spielt Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, und Vilsmaier versucht, die bäuerliche Tristesse und die in Elias' kleinem Heimatdorf herrschende Inzucht realistisch abzubilden. Interessant ist, wie er sich die damalige Dorfgesellschaft vorstellt, mit bigotten Geistlichen, prügelnden Lehrern und verbohrten Bauern. Ob das wirklichkeitsnah ist oder nicht, hier wirkt sie wie die Gemeinschaft der Vorhölle und für den fast heiligen Helden des Films gereicht sie zum Untergang. Der Film kam beim Publikum sehr gut an, wurde aber von der Kritik nicht nur gelobt, einige halten die Adaption des Romans für zu pathetisch. Trotzdem, ein 111 Minuten langer Sog wird für denjenigen entstehen, der sich auf die mystischen Stimmungen und die starken Bilder des Films einlässt. -Daphne von Unruh