A Ghost Is Born [Vinyl LP]

Wilco

Musik-CD, Vinyl
Ausgabe vom 21. März 2005
Verkaufsrang: 81963 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0081227649210
ASIN: B0002AOOZA (Amazon-Bestellnummer)
A Ghost Is Born [Vinyl LP] - Wilco
Das wird ja allmählich langweilig, jede Rezension eines Wilco-Albums mit dem Resümee zu beenden, dass es sich um das beste Werk handelt, das die Band gemacht hat. Hilft aber alles nichts, A Ghost Is Born ist noch eine Steigerung zu den umschwärmten Vorgängern Yankee Hotel Foxtrot und Summer Teeth.
Das Geheimnis von Wilco, die 1994 aus den wunderbaren Uncle Tupelo hervorgingen, liegt in der Fähigkeit, sich von Platte zu Platte neu zu erfinden. Als Basis zum Ausschwärmen in neue Gefilde dient weiterhin Alternative-Country-Rock, bei der Wahl der anderen musikalischen Elemente schert sich die Gruppe um Jeff Tweedy einen Dreck um Erwartungshaltungen oder Kompatibilität. "Mein Job ist es, spannende Musik zu machen, nicht zu erraten, was den Durchschnitts-Radiohörer am wenigsten beim Bügeln stören könnte", bringt es Sänger und Gitarrist Jeff Tweedy auf den Punkt. Deswegen verbietet er sich auch Einmischungen jeglicher Art. Als sich seine alte Plattenfirma Reprise weigerte, Yankee Hotel Foxtrott wegen eines befürchteten kommerziellen Misserfolges ohne eine Neubearbeitung zu veröffentlichen, hat sich Tweedy die Rechte an dem Album für 50.000 Dollar zurückgekauft, den langen Finger gezeigt und ist zu Nonesuch gewechselt. Das Label ist nicht nur die Heimat von Steve Reich, Bill Frisell, Kronos Quartet oder Philip Glass, die verfügen auch über ein Gespür für Experimente.
Wilco und insbesondere Produzent und Multiinstrumentalist Jim O'Rourke (Sonic Youth) kosten diese künstlerische Freiheit voll aus, was A Ghost Is Born sehr gut tut. Auffällig ist, wie stilistisch unterschiedlich die zwölf Tracks klingen. "I'm A Wheel" ist eine losgelöste Rocknummer, der Opener "At Last That's What You Said" eine Hommage an Crazy Horse und das fast elfminütige, aufregende "Spiders (Kidsmoke)" ein krautrockendes, stoisch-rhythmisches Hörerlebnis. Immer wieder nehmen sich Wilco den Platz, um wie bei "Company In My Back" zwischen getragenen Pianoklängen oder feinfühligen Gitarrenriffs kleine Stör- und Experimentalgeräusche einzuweben. Auf die Spitze treibt es die Band in "Less Than You Think", einer anfänglich harmlosen Ballade, die nach 180 Sekunden abbricht und sich dann für 12 Minuten in einen an- und abschwelenden Loop mit Fieptönen verwandelt, der mehr auf ein Industrial-Album passen würde. Das hätten sie bei ihrer ehemaligen Plattenfirma nicht machen dürfen, aber da sind Wilco ja zum Glück nicht mehr. -Sven Niechziol