Revolution Starts Now

Steve Earle

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 18. Februar 2005
Verkaufsrang: 236380 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0699675156527
ASIN: B0002IQHV6 (Amazon-Bestellnummer)
Revolution Starts Now - Steve Earle
Steve Earle wird immer mehr zum Michael Moore der, na ja, Countrymusik. Wie der schwergewichtige Provokateur mit der Filmkamera, gibt der in Virginia geborene, in Texas aufgewachsene und seit gut 25 in Nashville lebende Singer/Songwriter genüsslich den politischen Lautsprecher. Auch auf seiner neuen CD The Revolution Starts ... Now" : knallige Parolen (Titeltrack), deftige Statements ("F The CC" : "... livin? in the motherfuckin? USA"), korrekte Message ("Rich Man?s War") - alles da, Song für Song. Doch dem umtriebigen und hochgradig engagierten Musik- und Überhaupt-Aktivisten (Amnesty International, Anti-Landminen-Organisation u.a.) sitzt wie Michael Moore der Schalk im Nacken. So jubelt Steve Earle dem verdutzten Hörer auch zynisch-ironische Zwischentöne unter. Schon alleine die Cover-Optik mit Zeichnungen, die an alte DDR-Briefmarken erinnern: Statt den Hammer schwingt der muskelstrotzende Sozialisten-Arm natürlich die Gitarre. Auch musikalisch. Bereits der Opener und Titeltrack geht mit einem stapfenden, tonnenschweren, selbst AC/DC zu Ehre gereichenden Gitarrenriff mächtig los. Im Refrain lässt Earle immerhin eine Tom-Petty-typische Meldoie zu. Dennoch hat das mit Country so viel zu tun wie Winnetou mit echten Appachen. Im zweiten Song schaltet der bereits achtmal Grammy-nominierte Musiker zwei, drei Gänge zurück. Dennoch klingt "Home To Houston" immer noch wie der selige Johnny Cash auf Ecstasy-Trip. Starke Nummer! Mit "Rich Man?s War", ein Song den eigentlich jeder Zivi als Hymne drauf haben sollte, ist Steve Earle musikalisch endlich bei traditionellem Country angekommen. Doch selbst wenn jetzt ein Akkordeon im Hintergrund gemütlich schrammelt, will sich bei ihm und seiner Raspelstimme einfach keine Lagerfeuerromantik einstellen. Und das liegt nicht nur an den Texten ... Der Rest der von ihm und Ray Kennedy produzierten CD hält noch weitere Überraschungen und ausgeschlafene Songs parat. Zum Beispiel den Country-Reggae (!) "Condi, Condi", das beherzt rockende "The Seeker" und natürlich die herrlich nostalgische Folk-Ballade "Comin? Around" mit Emmylou Harris als Duett-Partnerin. Eigentlich hat Steve Earle genauso wenig in Nashville verloren, wie der Papst in einem Bordell: Ein Sturschädel inmitten vieler Rednecks. Andererseits: Wie würde er sich wohl fühlen, dürfte er nicht mehr den radikalen Außenseiter und Country-Outlaw geben? Vermutlich wie Michael Moore ohne seine Kamera. - Gunther Matejka