Klavierkonzert 2

Lang Lang, Sergej Rachmaninoff, Valery Gergiev

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 14. März 2005
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EAN/ISBN: 0028947752318
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Klavierkonzert 2 - Lang Lang, Sergej Rachmaninoff, Valery Gergiev
KLAVIERKONZERT 2

Der chinesische Klaviervirtuose Lang Lang widmet sich gemeinsam mit Valery Gergiev und dem Orchester des Marinskij-Theaters dem zweiten Klavierkonzert von Sergej Rachmaninoff. Er tut dies mit dem ihm eigenen virtuosen Impetus - an seiner phänomenalen Spieltechnik als solcher gibt es ja wahrlich nichts auszusetzen - und gleichzeitig stellenweise auch mit überraschender Zurückhaltung in puncto Tastentakrobatik und Effekthascherei. So geht er z. B. die berühmten solistischen Eingangsakkorde des ersten Satzes geradezu unerhört zahm an, - man ziehe etwa Sviatoslav Richters geradezu erdbebenartige Interpretation dieser Einleitung zum Vergleich heran - um dann aber beim Einsatz des Orchesters die Oktaven der linken Hand mit unverhältnismäßiger Härte ins melodische Geschehen hineinzudonnern, ja das erste Thema des Satzes förmlich zu zerschlagen. Solchermaßen gegen den Strich gebürstet, ist der Beginn des Kopfsatzes eigentlich schon kaputt - da nützen auch die herrlich dunklen Farben nichts, die Gergiev dem Orchester entlockt.
Um unmittelbar anschaulich zu erfahren, warum Lang Langs Interpretation des Konzertes nur wenig mit Rachmaninoff zu tun hat, höre man dessen eigene Aufnahme des Stücks an: Auf der Basis sehr schneller Grundtempi nimmt sich der Komponist selbst am Klavier immer dort Zeit, wo das Soloinstrument tatsächlich im Vordergrund steht: An solchen Stellen operiert er mit Rubato, mit expressivstem Ausspielen der Kantilenen, mit einer wie an Chopin geschulten Ausbalancierung von melodischem Geschehen und Begleitung. Während der Abschnitte hingegen, an denen das Orchester im Vordergrund zu stehen hat, drängt sich Rachmaninoff nicht mit seinem Passagenwerk in den Vordergrund, zieht nicht die Aufmerksamkeit auf sich oder bremst den Fluss, sondern gliedert sich mit unprätentiöser Nüchternheit ein und lässt das Orchester ungehindert seine rauschenden Klangwogen entfalten. Diese interpretatorische Grundhaltung sorgt für jene besondere Atmosphäre, die Rachmaninoffs eigene Einspielungen vor den meisten anderen auszeichnet - besonders aber vor der vorliegenden, in der von den Intentionen des Komponisten erstaunlich wenig zu spüren ist: Nicht Fisch und nicht Fleisch, so könnte man salopp sagen, ist das Ergebnis dieser Zusammenarbeit eines erfahrenen Dirigenten mit einem zweifellos hochbegabten, aber überhaupt nicht stilsicher agierenden Pianisten.Michael Wersin