Heard It on the X

Los Super Seven

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 22. April 2005
Verkaufsrang: 72997 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0089408362323
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Heard It on the X - Los Super Seven
X-Radio - so nennt man jene Piratensender, die zwischen den 30er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts im Gebiet zwischen den USA und Mexiko auf Mittelwelle einen im wahrsten Sinn des Wortes "grenzüberschreitenden" Sound ausstrahlten. Dort an der Borderline, wo zwei Kulturen kollidieren, hatten XERF, XERB und andere Rundfunkstationen schon damals all die Musikformen im Programm, die man heute unter den Begriffen "Americana", "Roots Music" oder auch "TexMex" zusammenfasst. Los Super Seven setzen den Pionieren vom Rio Grande, die im rechtsfreien Raum agierten, nun mit Heard It On The X ein grandioses Klangdenkmal. Im thematisch passenden Titelstück (zuerst auf Fandango von ZZ Top zu hören), in Songs, die seinerzeit oft über den Äther gingen, und ein paar Eigenkompositionen würdigen sie die Leistung der visionären Rundfunkmacher.
Als Los Super Seven Ende der 90er Jahre das Licht der Welt erblickten und ihr selbstbetiteltes Debütwerk mit einem Grammy ausgezeichnet wurde, waren sie tatsächlich noch zu siebt. Für den prächtigen dritten Longplay hat man die Kernbesetzung jetzt jedoch beträchtlich erweitert und mit klangvollen Namen aufgestockt. Die Teilnehmerliste dieser Allstar-Formation liest sich inzwischen wie ein Who's Who der amerikanischen Rootsszene. Joe Ely, Rodney Crowell, Delbert McClinton, Charlie Sexton, Flaco Jimenez und Calexico: Sie alle sind hier in Bestform zu hören. Das nenne ich eine Supergroup!
Am Mikrofon begegnen wir weiteren Größen, die allesamt ihr Können bereits in erfolgreichen Solokarrieren unter Beweis gestellt haben. So erleben wir etwa Urgestein Freddy Fender (alias Baldemar Huerta) gemeinsam mit seinem Kollegen Rick Trevino im packenden Tejano-Rocker "Cupido". John Hiatt singt in toller stimmlicher Verfassung den Oldie "I'm Not That Kat (Anymore)" aus der Feder des verstorbenen Doug Sahm (Sir Douglas Quintet, Texas Tornados). Raul Malo von den Mavericks philosophiert im Mariachi-Titel "The El Burro Song" ergreifend über eine Liebe, die hingefallen ist und nicht mehr auf die Füße kommt. Lyle Lovett, Ex-Gatte von Julia Roberts und im "Lone Star State" ansässig, interpretiert in einer fantastisch-flotten Neufassung den Westernswing-Klassiker "My Window Faces The South". Und Clarence Gatemouth Brown schließlich vertritt in seiner 1A-Version von Blind Lemon Jeffersons "See That My Grave Is Kept Clean" die Bluesgattung im Südstaaten-Sound.
In einer Zeit, da die US-Regierung aus Angst vor illegalen Einwanderern den Tortilla Curtain (wie T.C. Boyle die Grenze zwischen Mexiko und den USA in einem Roman bezeichnete) gern undurchlässig schließen möchte, öffnen ihn die Musiker hier wieder ein wenig, um wenigstens den kulturellen Dialog zwischen den beiden Ländern am Leben zu halten. - Harald Kepler