Die fetten Jahre sind vorbei

Daniel Brühl, Julia Jentsch, Stipe Erceg

DVD
Ausgabe vom 8. August 2005
Verkaufsrang: 2920 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0828766849097
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Die fetten Jahre sind vorbei - Daniel Brühl, Julia Jentsch, Stipe Erceg
Dass die Gter dieser Welt ungerecht verteilt sind, ist allen klar, wie das zu ndern ist hingegen nicht so ganz. Die Freunde Jan und Peter haben ihren eigenen Weg gefunden nachts brechen sie in Villen ein, nicht um zu klauen, sondern um das Mobiliar auf den Kopf zu stellen. Die Botschaften, die sie hinterlassen, lauten "Die fetten Jahre sind vorbei" oder "Sie haben zu viel Geld" - unterzeichnet mit "Die Erziehungsberechtigten". Doch pltzlich wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt Peters Freundin Jule und Jan verlieben sich ineinander. Im berschwang der Gefhle steigen die beiden zu zweit in eine Villa ein und werden dabei vom Besitzer berrascht. Dafr haben die selbsternannten Erziehungsberechtigten keinen Plan - und pltzlich werden sie zu Entfhrern wider Willen....

Mit Die fetten Jahre sind vorbei brachte Regisseur Hans Weingartner die Politik zurück in den deutschen Film. Im Zentrum seiner Geschichte stehen die drei Klein-Revolutionäre Jan, Peter und Jule (Daniel Brühl, Stipe Erceg und Julia Jentsch), die mit lustigen Einbrecher-Streichen in Bonzen-Villen die Hausbesitzer verunsichern wollen. Als der verfrüht heimkehrende Geschäftsmann Hardenberg (Burkhart Klaußner) sie bei einer "Aktion" überrascht, wird er kurzerhand gekidnappt und in eine abgelegene Alpenhütte abtransportiert.
Hier beginnt das eigentliche Herzstück des Films, denn genau genommen ist Die fetten Jahre sind vorbei ein Diskurs-Film: Hier trifft Idealist auf Realist, Jung-Revoluzzer auf Alt-68er, Systemkritik auf Angepasstheit ? und über jeder Debatte hängt die Frage: Wer hat jetzt eigentlich "recht"? Eine Frage, die kaum zu beantworten ist, und Weingartner ist (trotz einer nicht zu leugnenden Sympathie für seine jungen Systemfeinde) klug genug, das auch nicht zu versuchen. Intelligent und fair betrachtet er stets beide Seiten der Medaille, lässt jedem guten Argument ein nicht weniger überzeugendes "Ja, aber ?" folgen, und leistet so weit mehr, als "nur" einen politischen Film zu machen. Die fetten Jahre sind vorbei ist gleichermaßen gesellschaftliche Bestandsaufnahme, Verarbeitung der 68er-Vergangenheit, Hinterfragung der Sinnhaftigkeit politischen Widerstands in einer entpolitisierten Zeit ? und letztlich doch eine Kampfansage ans Dasitzen und Nichtstun. Mit einem provokativen Ende sorgt Weingartner dafür, dass sein Film für den Zuschauer auch nach dem Abspann weitergeht ? in der persönlichen Auseinandersetzung darüber, wie man das Gesehene (und Gehörte) jetzt eigentlich versteht und bewertet. Die fetten Jahre sind vorbei zwingt seine Zuschauer dazu, nicht nur eine Meinung zu beziehen, sondern über diese auch genau nachzudenken. Und das hat im deutschen Film wirklich lange keiner mehr geschafft. - Frank-Michael Helmke