Mondovino - Die Wahrheit liegt im Wein

DVD
Ausgabe vom 26. Oktober 2005
Verkaufsrang: 8113 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4010324022592
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Mondovino - Die Wahrheit liegt im Wein -
Sommelier, Regisseur und Autor Jonathan Nossiter präsentiert die internationalen Imperien des Weingeschäfts - ebenso wie traditionelle Winzer, die sich erbittert gegen die industrielle Weinbereitung wehren. Zu Wort kommen ferner der mächtige Önologe Michel Rolland, Kritikerpapst Robert Parker - und zahlreiche weitere Protagonisten aus der Welt des Rebensaftes. Sie alle erzählen von den Umwälzungen, die den Weinanbau in seinen Grundfesten erschüttert haben. Es ist nicht nur ein Kampf zwischen Tradition und Moderne, zwischen alter und neuer Welt, zwischen Geld und Stolz, der das heutige Bild des Weingeschäfts kennzeichnet. Es ist ein Kampf um die Seele des Weines - und die Seele derer, die für ihn, mit ihm und durch ihn leben. Robert Mondavi und Hubert de Montille sind Winzer. Doch zwischen beiden liegen Welten. Nicht nur regional Während Mondavi wie kaum ein zweiter für die Erfolgsgeschichte milliardenschwerer Weinimperien im kalifornischen Napa Valley steht, verkörpert der kauzige Franzose die traditionelle Kultivierung des Weinbaus im französischen Burgund. Die teils sündhaft teuren Tropfen seines Kollegen aus der neuen Welt bezeichnet de Montille verächtlich als charakterlose "Wuchtbrummen". Ganz im Gegensatz zu seinen eigenen Weinen, die zwar nicht jedermanns Geschmack seien, aber gerade wegen ihrer Ecken und Kanten einen eigenständigen Charakter besäßen. Robert Mondavi und Hubert de Montille stehen für einen Kultur- und Glaubenskrieg, der die Weinwelt ergriffen hat. Aim Guibert kämpft diesen Krieg an vorderster Front. Der Weinbauer aus dem französischen Languedoc wehrt sich vehement gegen das Expansionsstreben der kalifornischen Weingiganten in Frankreich. Denn der Sturkopf aus Aniane ist überzeugt Die Weinbewirtschaftung spiegelt die Seele des Erzeugers wider. Doch nicht nur die Weinproduzenten selbs ...

Unter dem Titel Mondovino ? Die Wahrheit liegt im Wein erwartet man auf den ersten Blick einen hübsch anzusehenden Film über die Freuden des Weintrinkens - entspanntes Infotainment für Genussmenschen.
Doch weit gefehlt: Mondovino ist ein knallharter Dokumentarfilm über das internationale Weingeschäft. Der französische Regisseur Jonathan Nossiter, selbst gelernter Sommelier, interviewte Winzer, Önologen, Weinjournalisten und Geschäftsleute in Frankreich, Mexiko, Chile, England und den USA. Aus den Versatzstücken dieser Interviews entsteht nach und nach eine Art Kriegsbericht: Auf der einen Seite stehen die unbeugsamen, manchmal verschrobenen und exzentrischen Winzer kleinerer, aber exzellenter Weingüter, die unverwechselbare Weine anstreben, die vom Boden ihrer Herkunft zeugen. Auf der anderen Seite stehen mächtige, multinationale Familienclans, die oft schon in der zweiten und dritten Generation Weingüter in der ganzen Welt bewirtschaften. Am Beispiel der kalifornischen Familie Mondavi zeigt Mondovino, wie durch geschickte Geschäftstaktiken, politische Beziehungen und Kooperationen mit anderen Familienclans ein internationales Portfolio angesehener Weingüter unter einem Dach vereinigt wurde. Glaubt man der Gegenseite, so produzieren diese Weingüter aber nur mehr Einheitsweine, die seelenlos nach Marketingkalkülen im Labor kreiert werden, um dem globalen Massengeschmack der zahlungskräftigen Kundschaft zu entsprechen.
Regisseur Nossiter spürt dabei auch dem Einfluss des Weinpapstes Robert Parker nach, dessen Kritiken den kommerziellen Erfolg eines Weins massiv beeinflussen und sich direkt in den Umsatzzahlen niederschlagen. Zu Hause bei Parker lernt Nossiter dessen übergroßes Ego ebenso kennen wie seine übel riechenden Hunde. Auf den Spuren des geschäftstüchtigen Önologen Michel Rolland, einem guten Freund Parkers, folgt Nossiter dessen rastloser Tour von Weingut zu Weingut bis ins Haus Mouton-Rothschild.
Nossiter gelingt es, durch geschickte Zusammenschnitte tief unter die auf Hochglanz polierte Oberfläche der Welt des gehobenen Weingenusses vorzudringen. Er legt die Gier nach Macht und Geld der Familienclans ebenso bloß wie die selbst für die eigenen Kinder schwer erträgliche Egomanie mancher Kleinwinzer. Besonders gelungen sind die kleinen, fast unscheinbaren Momente, die Kameramann Juan Pittaluga am Rande der Interviews einzufangen weiß: Diese sagen oft mehr als die Monologe manches Winzers. - Birgit Schwenger