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Rainhard Fendrich

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 20. Januar 2006
Verkaufsrang: 52690 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0828766799224
ASIN: B000CF6MT6 (Amazon-Bestellnummer)
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Rainhard Fendrich schreibt Lieder mit starken Texten, aber er ist kein Liedermacher. Er vertont seine Texte mit rockigen Melodien und Arrangements, ist aber kein Rock-Musiker. Er ist halt einfach Rainhard Fendrich: österreichischer Superstar mit schier unerschöpflichem Einfallsreichtum, sowohl musikalisch als auch textlich. Fendrich sang höchst amüsante Lieder wie das süffisante "Strada Del Sole", seinen ersten Hit 1981. Er zerriss sich in "Schickeria" herrlich boshaft das Maul über den Möchte-Gern-Jet-Set. Er schrieb mit "Weils?d a Herz hast wia a Bergwerk" eines der schönsten Liebeslieder überhaupt. Er schrieb über Freiheit, Tierversuche, Terrorismus, über Liebe, Träume, die Sensibilität von Kindern, über Blondinen, Seitensprünge, Sport-Wahnsinn, und nicht vorhandene Bademoden. Es gibt praktisch nichts, woraus der Wiener nicht ein hörenswertes Lied zu machen versteht.
Da macht auch die aktuelle CD hier + jetzt keine Ausnahme. "Rettungslos verliebt" ist ein Liebeslied mit sehr ungewöhnlichem Text; "Mamas Fenster" ist der Platz, den er ihr empfiehlt, um das Elend der Welt nicht sehen zu müssen; "Mei Tscheneräischen" erinnert mit treffend-sarkastischen Worten an seine Jugend und Zeiten, in denen das größte Glück noch "ein 2CV, die Pille und Bob Marley waren" und in der trotzdem viel erreicht wurde; "V.I.P." dreht sich, wie der Titel schon sagt, um den ganz alltäglichen Prominenten-Wahnsinn; "Die Rosen" erzählen Herz ergreifend von seinem Schmerz über den viel zu frühen Verlust einer geliebten Person; "Brüssel" und die Politiker dort mag er nicht, und warum erklärt er auch; in "Nimm mir einfach nur die Angst" singt er so ehrlich, wie es nur der Fendrich kann, über die Kriegs-Angst, die in uns allen lebt; "Es werde Licht" dreht sich um Religion, aber nicht um die in Rom; in "Sexy Hexi" beschreibt er mit seiner unübertroffenen Süffisanz die abgekühlte Liebe in der Ehe und wie man sie wieder auf Trab bringen könnte; "Pantoffelhelden Blues" bringt die "Schweinehund"-Fantasien eines Pantoffelhelden gar köstlich zum Ausdruck; "Pfusch" ist Dialekt, bedeutet schlechte Arbeit, und handelt natürlich von einem Schwarzarbeiter; in "Das Lied des Fisches" wird er direkt philosophisch; und den Abschluss macht "Piroshka", ein Lied über ein junges Mädchen, das glaubt, nur als Hure das große Geld machen zu können, und dabei den Tod findet. Fazit: Rainhard Fendrich präsentiert 13 Lieder, die von nachdenklich bis witzig reichen, von amüsant bis traurig, von boshaft bis wahrhaftig. Und musikalisch schlägt er auch wieder den großen Bogen von Rock über Pop und Blues bis hin zum Chanson. Ein wirklich gelungenes und hörenswertes Album, wie man es vom Fendrich erwartet.
-Julia Edenhofer