Late Show

Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Veronica Ferres

DVD
Ausgabe vom 5. Oktober 2006
Verkaufsrang: 17949 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 4011976840381
ASIN: B000HD1A72 (Amazon-Bestellnummer)
Late Show - Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Veronica Ferres
Highlight Helmut Dietl`s - Late Show, USK/FSK: 12+ VÃ-Datum: 05.10.06

Helmut Dietl hat sich mit TV-Serien wie Kir Royal und Filmen wie der Hitler-Tagebücher-Farce Schtonk! zum spöttischen Chronisten der deutschen Sensationsjournaille gemacht, einem feinzüngigen Zyniker, der in schönen Bildern attraktive Menschen oft wirklich Böses tun lässt. Im Reigen seiner satirischen Werke ist sein Film Rossini sicher unerreicht, denn die Brutalität, die sich hinter den wunderbaren Bildern von Kameramann Gernot Roll verbirgt, lässt einen als Zuschauer immer wieder den Atem stocken.
Ist Rossini eine bitterböse Komödie über Filmemacher in München, ist Late Show Dietls Blick auf die Welt des Fernsehens und seine Shows. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der unbedarfte Radio-Moderator Hannes Engel (Thomas Gottschalk in seiner ersten Rolle, in der man ihn wirklich als Schauspieler bezeichnen darf) und der fiese Produzent Conny Schiffer (Harald Schmidt!). Dabei ist Conny kein typischer, dünnlippiger Fiesling klassischer Prägung. Er ist ganz einfach ein Mann, der seinen Job durchzieht und alles, was er einmal über Anstand und Ehre erlernt hat, verleugnet. Etwas anderes bleibt ihm auch gar nicht übrig, will er seinen Job gut machen. Einen Job, der vor allem aus einem besteht: Quote zu machen! Dass in dem eiskalten, hinterhältigen, bösen Produzenten noch ein letzter Funken Menschlichkeit verblieben ist, offenbart sich spätestens im letzten Drittel des Filmes, wenn er Herzinfarkt bekommt, was beweist, dass er mit dem, was er ist und was er macht, selbst nicht immer einverstanden ist.
Bevor der Film jedoch in derart dramatische Gefilde abdriftet, erzählt Dietl vom Aufstieg Hannes Engels vom beliebten, unabhängigen Radio-Moderator zum gefeierten Late-Show-Star. Dabei merkt der sympathische Blondschopf lange Zeit nicht, auf welch ein brutales Geschäft er sich eingelassen hat. Erst als seine Frau, die zweitklassige Schauspielerin Maria Keller (Veronica Ferres) von dem abgehalfterten, ehemaligen Star-Moderator Bobby Dattel (Jürgen Tarrach) vergewaltigt wird, wird ihm bewusst, mit was für Menschen er sich in diesem Job eingelassen hat. Doch lässt ihn dies zur Besinnung kommen?
Dietl ist in Late Show noch ein Stück brutaler als in seinem Vorgänger Rossini. Er porträtiert eine Gesellschaft des Scheins und des Seins. Vor ihrem Fernsehpublikum wirken seine Figuren sympathisch, nett. Doch ist das Publikum einmal außen vor, präsentiert Dietl seinen Zuschauern eine Welt der Egomanen, Wahnsinnigen, Drogensüchtigen und Menschenquälern. In dieser Welt bleibt einem das Lachen oft im Halse stecken, oft ist es kaum mehr als ein Schutzmechanismus, der eingesetzt wird, um sich von den Geschehnissen auf der Leinwand zu distanzieren. Ganz so elegant wie in Rossini geht Dietl in diesem Fall nicht vor. Seine Inszenierung ist, wie die im Film verwendete Sprache, derber als die des Vorgängers. Dennoch gelingt es Dietl einmal mehr, uns in seinen Bann zu ziehen, ganz unabhängig davon, ob man seinen Film mag oder nicht. -Christian Lukas