Violinsonaten

Anne-Sophie Mutter, Lambert Orkis

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 12. März 2010
Verkaufsrang: 910 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 0028947787679
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Violinsonaten - Anne-Sophie Mutter, Lambert Orkis
Seit ihrer Kindheit begleitet Anne Sophie Mutter die Musik Brahmsens. Heute dürfte sie so alt sein, wie der melancholische Komponist seinerzeit, als er seine erste Violinsonate schrieb, der dann noch zwei weitere folgten. Bereits zu Beginn der 80er-Jahre hatte Mutter, damals begleitet von Alexis Weissenberg, sich den drei Werken zugewandt. Nun tut sie es noch einmal mit dem langjährigen Klavierpartner Lambert Orkis. "Meine Sichtweise von Brahms? hat sich natürlich verändert. Mein Musikverständnis hat sich weiterentwickelt", sagt sie. Und wohl auch sie, denn: "Ob man will oder nicht - das Leben hinterlässt seine Spuren, nicht nur mental, sondern auch im Herzen und in der Seele: Man wird reifer". Die G-dur-Sonate liege ihr besonders nahe, da sie "vielleicht das privateste der drei Werke ist. Brahms hat dieser Sonate das Thema seines von Clara Schumann so geliebten Regenlieds zugrunde gelegt, und dieses punktierte Thema zieht sich wie ein roter Faden durch alle drei Sätze. Clara hatte gerade ein Kind verloren, und ihr Sohn Felix hatte Tuberkulose. Es ging ihr also sehr schlecht, und Brahms schrieb diese Sonate, um sie zu trösten".
Obwohl Anne-Sophie Mutter ihrem Ideal absoluter Schönheit, für das man sie so bewundert, treu bleibt, gelingt es ihr diesmal, die grüblerischen Momente, die verborgenen Brüche dieses Werks ans Licht zu heben; ebenso im komplexen Schwesterwerk, der düsteren d-moll-Sonate, die man auch als Konzert für Geige und Klavier bezeichnen könnte. Ihre Auseinandersetzung mit der Neuen Musik zeigt, dass sie sich immer mehr ? jenseits des überirdisch schönen Tons, der quasi zu ihrer "Marke" wurde - für das Harsche, fast schon Rabiate und Abgründige interessiert. In der sehr viel sonnigeren A-dur-Sonate ist dies natürlich nicht so gefragt: "Da hatte Brahms ein Auge auf eine Sopranistin geworfen - und war wieder einmal im Urlaub am Thuner See", sagt sie schelmisch.
Mag sein, dass viele "die" Mutter für ihren "Schönheitskult" lieben. Am interessantesten ist sie aber dann, wenn man bei ihren Interpretationen das Gefühl nicht loswird, dass es auch ihr nicht gelingt, zum Kern des Werkes endgültig vorzudringen. Denn dann bleibt noch ein Geheimnis. Und aus diesem Geheimnis speist sich die wahre Kunst. - Teresa Pieschacón Raphael