Nosferatu

Max Schreck

DVD
Ausgabe vom 18. Oktober 2010
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EAN/ISBN: 5050457643195
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Nosferatu - Max Schreck
"Eine Symphonie des Grauens" hat Friedrich Wilhelm Murnau seinen Nosferatu , diese erste, sehr freie Verfilmung von Bram Stokers Dracula, genannt. Die Umsetzung eines Romans in bewegte Bilder soll Musik ergeben, ein faszinierender Ansatz, aber auch ein gewagter, zumal 1921/22, als das Kino noch in den Kinderschuhen steckte und sich erst als Kunst behaupten musste gegen die Vorurteile seiner Kritiker und gegen die Vormacht der anderen Künste. Aber auch heute, 80 Jahre später, liegt noch eine ganz besondere Herausforderung in Murnaus Ideen, in seinem Stil. Einen berühmten Ausspruch Edgar Allan Poes variierend kann man sagen, der Terror von Nosferatu kommt aus Deutschland, aber er kommt auch aus der Seele. In Murnaus Interpretation ist Stokers Vampir, der hier Graf Orlok (Max Schreck) heißt (so wie alle Namen gegenüber dem Roman verändert wurden, weil die Produktionsgesellschaft den Erwerb der Rechte umgehen wollte), untrennbar mit der Pest verbunden. Auf seiner Reise von Transsylvanien ins norddeutsche Wisborg bringt er die tödliche Seuche mit und verheert wirklich alles. Noch viel stärker als der Dracula des Romans verkörpert Nosferatu also den Tod an sich, und wird damit zu einer in jeder Hinsicht klassischen Figur des deutschen Stummfilms nach dem 1. Weltkrieg, zu einer ins Mystisch-Irreale übersteigerten Allegorie auf die realen Schrecken der Zeit. Doch das ist eben nur eine, die typisch deutsche Ebene von Murnaus grandioser "Symphonie".
Zudem ist Nosferatu auch ein immer noch einzigartiger formaler Triumph, der eher den Gesetzen der Komposition und Poesie als denen der Erzählung folgt. Murnau ist es wirklich gelungen, aus Bildern und Phantombildern, wie denen der Kutschfahrt zu Orloks Schloss, Musik zu machen. Ihr Schrecken kommt aus der Seele und trifft uns auch direkt dort. Max Schreck ist als durch und durch phallischer Vampir nicht nur ein Monster, er ist auch einer der großen Einsamen des Kinos. Der Moment seines Todes, das Opfer Ellens, die durch Schönheit und Reinheit Orlok den Hahnenschrei vergessen lässt, das ist schließlich auch eine wunderbare Variation der Sage vom Fliegenden Holländer. Schon hier, in den frühen 20er Jahren, offenbart sich der Horror als besonders faszinierende Spielart des Melodramatischen. -Sascha Westphal