Metropolis

Jeff Mills

Musik-CD, Audio CD
Ausgabe vom 29. Oktober 2010
Verkaufsrang: 423744 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 5414165038924
ASIN: B0044IJ1I6 (Amazon-Bestellnummer)
Metropolis - Jeff Mills
Es ist müßig, darüber nachzudenken, wie der deutsche Film ohne die Zeit der Nationalsozialisten heute aussehen würde. Tatsache bleibt, dass der hochproduktive, sich auf Weltniveau befindende Deutsche Film nach 1933 in ein tiefes Loch fiel und das nach 1945 der Heimatfilm seinen unsäglichen Siegeszug antrat. Was nicht verwundert, hatten doch Künstler und Regisseure wie Peter Lorre, Robert Wiene, Billy Wilder, Detlef Sierck (Douglas Sirk) sowie unzählige andere das Land verlassen. Auch Fritz Lang ergriff die Flucht, nachdem ihm Dr. Goebbels den Posten als oberster Leiter des deutschen Filmwesen verleihen wollte. Nicht die Klassiker "Der müde Tod", "Dr. Mabuse" oder insbesondere "M" hatten es den Nazis angetan, sondern natürlich "Die Nibelungen" und "Metropolis". Das zeitlose Meister-Monumentalwerk aus dem Jahre 1925-1926 riss ja schon Herrn Moroder zu Schandtaten hin und auch Jeff Mills ist diesem utopischen Film mit seiner romantischen Sicht der Zukunft verfallen. Als Regisseur war Fritz Lang ein Visionär mit einem unglaublichen Gespür für Filmästhetik, Bildkomposition und Dramaturgie - ein politischer Intellektueller aber war er nicht. Sein Science Fiction Werk zeigt fantastische Bilder einer Zukunft, die Story aber ist simpel: Die Unterwelt schuftet für die Oberwelt. Es kommt zur Revolte, Niederschlagung und Versöhnung von der Oberstadt mit der Unterstadt. Techno-Meister Jeff Mills schreibt nun in den Linernotes zu seinem Soundtrack von Metropolis , dass er Langs Theorien und Ideologien der Cyber-Jugend nahe bringen will. Der Diskurs über Langs Ideologien (welche übrigens?) und einer Cyber-Jugend würde den Speicherplatz des Amazon-Zentralcomputers sprengen.
Bleibt die Musik, und da ist Mills schon konkreter. Er vertont den Film mit kalten, maschinenhaften Minimalsounds, die fast Industrial sind, schwelgt manchmal etwas zu sehr im Ambient und schiebt einige schicke und feine Technobeats herüber. Ohne die Bilder aber bleibt Metropolis zwar gut, aber unspektakulär. Interessant wäre es, die Neuvertonung mit dem persönlichen Komponisten-Cut zu sehen. Dort hat Mills den Lang-Streifen auf Länge seiner CD geschnitten und den Bildern dadurch eine neue Rhythmik verliehen. -Sven Niechziol